1. Macht
Unsere Macht ist nicht die Macht der Mächtigen. Ganz im Gegenteil.
Unsere Macht ist die Macht zu tun, kreative Macht. Unsere kreative
Macht ist die Macht, das Leben zu produzieren und zu reproduzieren. Es
ist aber auch die Macht, die Sachen anders zu tun, die Macht, die Welt
zu verändern. Diese Macht fühlen wir nach einer guten Demonstration oder
nach einer Sommerakademie wie dieser: die kollektive Zuversicht, dass wir
die Sachen anders machen können. Unsere Macht ist eine kollektive Macht,
eine gesellschaftliche Macht. Das Tun ist der Kern unserer Macht, und es
ist schwierig, sich ein Tun vorzustellen, das nicht gesellschaftlich ist,
ein Tun, das nicht von dem gegenwärtigen oder vergangenen Tun anderer abhängt.
Unser Tun ist immer Teil eines gesellschaftlichen Flusses des Tuns. Die
Entwicklung unserer kreativen Macht bedeutet die offene Anerkennung der
Gesellschaftlichkeit unseres Tuns; sie ist also eine Bewegung des Zusammenführens,
der Behauptung gesellschaftlicher Subjektivität, der Schaffung eines kreativen
Wir. Die Macht der Mächtigen ist genau das Gegenteil. Hinter ihren Waffen
verbirgt sich eine Bewegung der Trennung, der Zersplitterung. Das Kapital
ist eine Bewegung der Trennung, die die Gesellschaftlichkeit des Tuns zersplittert.
Der Kapitalist nimmt das, was die Tuenden getan haben und sagt: "Dies ist
meins!" Der Kapitalist bricht das Tun, trennt das Getane von dem Tun und
von den Tuenden, und zerbricht dadurch alles, jeden Moment des Lebens.
Vor allem wir werden gebrochen. Wir werden als gesellschaftliches Subjekt
gebrochen, in Millionen abgesonderter Individuen zersplittert. Und auch
als Individuen sind wir gebrochen, unserer gesellschaftlichen Subjektivität
beraubt. Das Kapital bedeutet das Zerbrechen gesellschaftlichen Tuns und
wenn das Tun gebrochen ist, dann herrscht “Sein” vor, das, was “ist”, herrscht.
Wir sehen die Gräuel der Welt, die unnötig sterbenden Kinder, die Armut
und die Ungerechtigkeit, die fallenden Bomben, und wir schreien "Nein!
Das darf nicht sein! Wir müssen die Welt verändern!" Und sie lachen: "Ihr
seid nur eine Handvoll Individuen. Ihr könnt die Welt nicht verändern,
denn die Welt ist so, so sind die Verhältnisse.” Sie haben natürlich nicht
Recht. Das, was ist, ist nur weil wir es geschaffen haben und weil wir
es immer wieder schaffen. Das, was ist, hängt von unserem Tun ab. Das Kapital
hängt von uns ab. Der Kapitalismus sieht so stabil aus, sieht wie etwas
aus, das ewig ist. Aber der Kapitalismus ist nicht. Er existiert nur weil
wir ihn schaffen, nicht weil wir ihn vor zweihundert Jahren geschaffen
haben, sondern weil wir ihn heute schaffen. Das Problem besteht nicht darin,
den Kapitalismus zu zerstören: das Problem ist, wie wir aufhören, ihn zu
schaffen. Der Konflikt zwischen unserer Macht und ihrer Macht (das heißt
zwischen unserer kreativen Macht und ihrer instrumentellen Macht) ist nicht
nur ein Streit zwischen der Macht von unten und der Macht von oben. Unsere
Macht ist die Macht des Tuns, der Kreation, der Gesellschaftlichkeit. Ihre
Macht ist die Macht der Trennung, der Vereinzelung, dessen, was ist. Es
handelt sich um zwei völlig verschiedene, entgegengesetzte Bewegungen,
mit verschiedenen Logiken, verschiedenen Sprachen, verschiedenen Organisationsformen.
Es ist wichtig, dies zu verstehen, denn sie (die Mächtigen, die Kapitalisten)
versuchen ständig, uns in ihre Logik, ihre Sprache, ihre Art des Denkens
und Tuns hineinzuziehen. Sie tun dies auf viele verschiedene Weisen, zum
Beipiel indem sie unhabhängigen Organisationen Geld anbieten. Eine der
wichtigsten Methoden, derer sie sich bedienen, ist jedoch die Demokratie,
die Methode mit der sie uns einladen, ihr demokratisches Spiel mitzuspielen.
2. Demokratie
Unsere Demokratie ist nicht wie die Demokratie der Mächtigen. Ganz
im Gegenteil.
So wie es zwei Arten von Macht gibt, gibt es auch zwei Arten von Demokratie:
ihre Demokratie, die Demokratie der Mächtigen, und unsere Demokratie,
die Demokratie des Widerstandes. Stellvertretung oder Repräsentation ist
das Grundprinzip ihrer Demokratie. Lass jemanden an deine Stelle treten.
Wir nehmen an den Entscheidungen des Staates teil, sagen sie, indem wir
unsere Respräsentanten wählen. Es gibt keinen anderen Weg, sagen sie, denn
die modernen Staaten sind nicht wie die Städte Griechenlands: fünfzig oder
hundert Millionen Menschen würden unmöglich in eine Versammlung reinpassen,
deshalb kann eine Demokratie nur funktionieren, wenn wir Stellvertreter
wählen. In der modernen Demokratie, sagen sie, bedeutet Demokratie Stellvertetung.
In Wahlen entscheiden wir frei darüber, wer für uns sprechen soll, wer
uns im Parlament vertreten und wer die Regierung stellen soll. Wenn die
gewählte Person uns nicht gefällt, können wir sie nach vier Jahren abwählen.
Demokratie heißt selbstverständlich Stellvertretung und Demokratie ist
selbstverständlich gut, wird uns gesagt. Aber warum haben wir das Gefühl,
dass wir ausgeschlossen sind? Warum haben wir das Gefühl, keine Kontrolle
über die Regierung zu haben? Warum aber ist die Demokratie unter Bush und
Blair zu einer Massenvernichtungswaffe geworden? Weil das Prinzip der Stellvertretung
uns ausschließt, anstatt uns zu beteiligen. In der Wahl wählen wir jemanden,
der für uns spricht, der unsere Stelle einnimmt. Wir schließen uns selber
aus. Wir stellen eine Trennung zwischen denen, die vertreten und denen,
die vertreten werden her und wir fixieren erstarren die Trennung in der
Zeit. Wir schließen uns selber als Subjekte aus, bis wir bei der nächsten
Wahl die Gelegenheit haben, die Trennung zu bestätigen. So entsteht eine
Welt der Politik, die von dem Alltagsleben Leben der Gesellschaft geschieden
ist, eine Welt der Politik, die von einer abgesonderten Kaste Politiker
bevölkert ist, mit eigener Sprache und eigener Logik, die Logik der Macht.
Es ist nicht so, dass sie von der Gesellschaft und ihren Konflikten völlig
abgesondert wären, denn sie müssen sich um die nächste Wahl und um Wahlumfragen
kümmern, aber sie sehen und hören nur das, was in ihre Welt, ihre Sprache,
ihre Logik übersetzt wird. Gleichzeitig wird eine parallele Welt geschaffen,
eine theoretische, akademische Welt, die die Trennung zwischen Politik
und Gesellschaft widerspiegelt, das heißt die Welt der politischen Wissenschaft,
die uns die merkwürdige Sprache und Logik der Politiker lehrt und uns hilft,
die Welt mit ihren blinden Augen zu sehen. Das Prinzip der Stellvertretung
ist Teil des allgemeinen Trennungsprozesses des Kapitalismus. Es ist falsch,
die repräsentative Regierung als wirkliche Herausforderung für das Kapital
oder auch nur als möglichen Gegensatz zur kapitalistischen Herrschaft zu
verstehen. Die repräsentative Demokratie steht dem Kapitalismus nicht entgegen:
sie ist vielmehr eine Ausweitung des Kapitals, sie versucht unserem Widerstand
den Grundsatz der kapitalistischen Herrschaft (d.h. die Trennung) aufzuzwingen.
Das Prinzip der Stellvertretung basiert auf der Vereinzelung der Individuen
(und auf der Fetischisierung von Raum und Zeit), die das Kapital auferlegt.
Die Vertretung scheidet die Vertreter von denen, die sie vertreten sollen,
die Führer von den Geführten, und zwingt uns hierarchische Strukturen auf.
Die Linke klagt nicht selten die Stellvertreter und die Führer wegen Verrat
an: aber es gibt keinen Verrat, oder genauer: nicht die Führer üben Verrat
aus, sondern Verrat ist ursprünglicher Teil des Prinzips der Stellvertretung.
Wir verraten uns selbst, wenn wir jemandem sagen: "Nimm Du meinen Platz
ein, sprich Du für mich." Der Schrei der französischen Studenten in 1968,
"élection-trahison", ("Wahl-Verrat") drückte eine grundlegende Wahrheit
aus, eine Wahrheit an die uns die argentinische Wahl kürzlich erinnerte.
Der Verrat steckt bereits in der Wahlform selbst. Aber es gibt eine andere
Art der Demokratie, eine Demokratie, die vor allem in Zeiten starken Widerstandes
aufblüht, eine Widerstandsdemokratie. "¡Que se vayan todos!" "Haut bloß
alle ab!" Der Schrei der Argentinier ist ein Schrei gegen alle Politiker,
gegen alle, die uns vertreten wollen, alle, die unseren Platz einnehmen
wollen. "¡Que se vayan todos!" ist ein Schrei, der in der ganzen Welt Widerhall
findet, denn überall herrscht eine starke Ablehnung der Berufspolitiker,
eine Ablehnung derjenigen verächtlichen Menschen, die beanspruchen, uns
zu vertreten, die vorgeben, in unserem Namen zu sprechen. Dies ist kein
Schrei gegen die Demokratie, sondern der Ruf nach einer anderen Art von
Demokratie, einer Demokratie ohne Stellvertreter. Die andere Seite des
argentinischen "¡Que se vayan todos!" besteht in der Gründung von Nachbarschaftsräten,
Versammlungen an denen jede und jeder teilnehmen kann. Diese Versammlungen
sprengen die Logik der Repräsentation, denn ihr Ziel besteht nicht in der
Ausübung von oder der Suche nach instrumenteller Macht, sondern es ist
der Versuch, unsere Macht, kreative Macht, zu bündeln und auszudrücken.
Dies bedeutet, daß sie anders organisiert sind, dass Horizontalität statt
Vertikalität ihr zentraler Grundsatz ist, dass sie den Staat nicht als
Bezugspunkt nehmen, dass sie die Grenzen des Privateigentums nicht von
vornherein annehmen, dass sie die normalerweise getroffene Differenzierung
zwischen Politik und Gesellschaft nicht hinnehmen, dass sie Berufspolitikern
oder Parteien keinen Raum bieten, usw. Die argentinischen Nachbarschaftsräte
sind selbstverständlich Teil der langen Tradition der Rätedemokratie, zu
denen auch die Pariser Kommune, die Sowjets von 1905 und 1917, die Räte
des spanischen Bürgerkrieges und die zapatistischen Gemeindeversammlungen
und viele weitere Beispiele gehören. Es gibt jedoch kein Modell, das wir
einfach anwenden könnten, denn jede rätedemokratische Welle ist ein Experiment,
ein Versuch, geeignete Formen für die Selbstbestimmung unseres gesellschaftlichen
Tuns zu entwickeln. Die Selbstbestimmung des gesellschaftlichen Tuns ist
entscheidend und daher ist diese Demokratie, unsere Demokratie, mit dem
Privateigentum und dem Kapitalismus unvereinbar, da der Kapitalismus auf
der Negation der Selbstbestimmung basiert. Die Demokratie, d.h. unsere
Demokratie, Rätedemokratie, ist notwendigerweise anti-kapitalistisch, revolutionär,
kommunistisch, so wie auch die Revolution notwendigerweise demokratisch,
rätedemokratisch ist, oder eben nicht ist. Die Rätedemokratie bedeutet
einfach die offene Gesellschaftlichkeit des Tuns herzustellen, die vielen
Tuns zu verweben, bedeutet das "Wir" im "Wir-Tun" (unseres gemeinsamen,
kreativen Tuns) zu stricken. Die repräsentative Demokratie, als Teil der
Bewegung des Kapitalismus, greift das "Wir-Tun" (gemeinsame, kreative Tun)
an, zersplittert das "Wir" in eine Menge von Ichs, negiert das Tun und
stellt das Sein an seiner statt: die Staatsbürger tun nicht, sie sind.
3. Macht Demokratie!
Macht, Demokratie, und drittens, Macht Demokratie!
Was bedeutet dies alles in der Praxis? Es heißt nicht notwendigerweise,
daß wir jeden Kontakt mit der repräsentativen Demokratie vermeiden müssen.
Wir können nicht jeden Kontakt mit den kapitalistischen Formen vermeiden,
und es kann sein, dass es Situationen gibt, in denen es sinnvoll sein mag,
zu wählen oder uns vielleicht gar zu Wahlen aufstellen zu lassen. Aber
wir dürfen die Herrschaftsformen und die Widerstandsformen nicht miteinander
verwechseln: auch wenn wir uns aus bestimmten Gründen dafür entscheiden,
in einer Wahl zu wählen, sind Wahlen weiterhin eine Form des Ausschlusses,
der Trennung und der Zersplitterung. Es kann sein, dass ein Vertreter besser
(oder nicht so schlimm) wie ein anderer ist, aber das Prinzip der Stellvertretung
kann keine radikale Veränderung bewirken. Die zwei Formen von Demokratie
sind unversöhnlich, genau wie die zwei Formen von Macht unvereinbar sind.
Dies ist wichtig, denn es geht hier nicht um eine Vermischung der beiden
Formen, es geht nicht um "partizipative Demokratie", um eine "Teilnehmerdemokratie",
an der wir in einem “gut” funktionierenden Staat teilnehmen. Es geht nicht
darum, den Staat für uns zurückzugewinnen oder den Staat demokratisch oder
demokratischer zu machen. Warum nicht? Weil der Staat Teil des Geflechtes
der kapitalistischen Herrschaft ist. Weil der Staat immer der Versuch ist,
uns mit dem Kapitalismus, das heißt mit der Negation der Selbstbestimmung,
zu versöhnen. Unsere Demokratie kann nicht als Teil des Staates verstanden
werden, denn sie bedeutet die Auflösung des Staates. Das Ziel muss es sein,
Formen der demokratischen (also rätedemokratischen) Organisierung zu entwickeln,
in der individualisierte Opfe r als kollektive gesellschaftliche Subjekte
handeln, in der die vielen "armen Ichs” als ein der gemeinsamen Macht sicheres
Wir kollektiv agieren. Aber dieses Ziel bleibt immer ein Experiment, denn
es gibt kein Modell, das wir einfach anwenden können. Ihre Macht gegen
unsere Macht, ihre Demokratie gegen unsere Demokratie. Aber sie sind stärker
als wir. Sind wir zum ewigen Widerstand verdammt? Gibt es keine Hoffnung,
dass wir die Welt verändern können, dass wir eine andere Welt schaffen
können? Aber es gibt Hoffnung. Das Kapital ist von uns abhängig. Wenn wir
es nicht erschaffen, hört es zu existieren auf. Aber das heißt, dass das
Kapital in beständiger Flucht von seiner Abhängigkeit von uns existiert:
es flieht, schneller und schneller. Das ist der Kern der Globalisierung.
Aber es ist eine hoffnungslose Flucht, denn das Kapital hängt vollständig
von unserem Tun und von der Umwandlung unseres Tuns in verfremdete Arbeit
für seine Existenz ab. Die beständige Flucht des Kapitals bedeutet also
eine beständige Krisentendenz. Die Hoffnung besteht darin, dass die Krise
dem Kapital innewohnt. Diese Krise, dass sind wir selbst. Ein Element der
heutigen Krise ist die Existenz von zwei grossen Brüchen in der kapitalistischen
Herrschaft. Einer dieser Brüche ist die Krise der Arbeit, die eins der
Themen dieser Sommerakademie war. Der andere ist die Krise der Repräsentation.
Die Repräsentation bedeutet immer eine Distanz zwischen den Repräsentant(inn)en
und den Vertretenen. In diesem Sinne wohnt die Krise der Repräsentation
selbst inne. Aber es gibt auch einen Mechanismus zur Lösung der Krise:
bei Wahlen wird das Versagen der Repräsentation als Versagen einer Gruppe
von Repräsentant(inn)en dargestellt. Die Menschen wählen dann die andere
Gruppe, wodurch das System aufrechterhalten wird. Heutzutage wird in vielen
Teilen der Welt aber der Mechanismus der Repräsentation zunehmend abgelehnt.
Die Globalisierung hat zur Folge, dass die Distanz zwischen Repräsentant(inn)en
und Vertretenen viel augenfälliger ist, und diese Tendenz wird durch die
aktuelle Politik der US-Regierung, die alle Regierungen direkt ihrem Willen
unterwerfen will, verstärkt. Es gibt eine Krise der repräsentativen Demokratie,
die sich in der Stimmenenthaltung, im weitverbreiteten Zynismus und in
der Weigerung, die Proteste durch die traditionellen Mechanismen der politischen
Parteien zu kanaliseren, ausdrückt. Die zunehmende Distanz zwischen Repräsentant(inn)en
und Vertretenen war noch nie so deutlich wie in der Antikriegsbewegung
gegen die Invasion des Irak. Was tun wir, was sagen wir angesichts dieser
Krise der repräsentativen Demokratie? Sollen wir einfordern, dass unsere
Repräsentatnt(inn)en uns wirklich vertreten sollen, dass sie wirklich die
Wünsche der Bürger umsetzen sollen? Oder sagen wir lieber "que se vayan
todos", haut alle ab, weg mit Euch Repräsentant(inn)en, weg mit allen,
die unseren Platz einnehmen wollen, die in unserem Namen sprechen wollen?
Die Antwort ist klar: que se vayan todos, haut alle ab! Aber das bedetet
nicht nur Stimmenenthaltung bei Wahlen. Es heißt vielmehr, dass wir versuchen
müssen, Widerstandsräume wirklicher Demokratie zu schaffen und zu erweitern,
entstehenden Risse und Lücken mit kollektiver Selbstbestimmung, die keine
Grenzen akzptiert, zu füllen. Die Demokratie, unsere Demokratie, kann nur
als Kampf verstanden werden, als Kampf um eine sich selbst bestimmende
Gesellschaft, das heißt, um eine Gesellschaft in der das Kapital nicht
mehr existieren wird. Demokratie, unsere Demokratie, heißt Revolution,
jedoch nicht (oder nicht nur) Revolution als grosses Ereignis sondern als
alltägliche Selbstbestimmung, als alltägliche Ablehnung des Kapitalismus,
als alltägliche Weigerung, die kapitalistische Herrschaft zu schaffen.
(Korrektur: Lars Stubbe)
John Holloway lebt in Mexiko und ist Analyst / (Berater???) der Aufständigen in Chiapas.
Er wurde u.a. bekannt durch sein Buch „Die Welt verändern ohne die
Macht zu ergreifen“ (Verlag westfälisches Dampfboot“, Münster)
macht doch appetit! oder?
oh, oh: VERGESST ES SOFORT WIEDER, wenn ihr euch (-so wie ich-) daraus einigermassen schlüssige antworten erhofft -oder zumindestens konkrete impulse dazu...
-wurde durch dieses protokoll des vortrages darauf aufmerksam und habs erwartungsvoll gelesen:
fazit: ist FÜR MICH , schei..e, ein doch ziemlich-theoretischer "Schinken"(250 seiten)
-hat mich NICHT weiter motiviert! -hinterliess in mir DAFÜR aber ein SEHR SEHR KONKRETES GEFÜHL DES FRUSTES!! -na, ist doch auch schon was...?! *grins*
die letzte seite davon hier zitiert:
wie können wir also die welt ändern, ohne die macht zu übernehmen?
ganz wie am anfang des buches wissen wir es auch am ende nicht. die leninisten wissen es, oder wussten es mal. wir nicht. revolutionärer wandel ist dringlicher denn je, aber wir wissen nicht mehr was die revolution bedeutet. danach gefragt, neigen wir dazu zu husten und zu stottern, und versuchen das thema zu wechseln. teilweise ist unser nicht-wissen das nicht-wissen derjenigen die sich auf ihrer suche historisch verloren: das wissen der revolutionäre des letzten jahrhunderts wurde besiegt. aber es ist mehr als das: unser nicht-wissen ist auch das nicht-wissen derjenigen, die begreifen, dass nicht-wissen teil des revolutionären prozesses ist. wir haben jegliche gewissheit verloren, aber die offenheit der ungewissheit ist für die revolution von zentraler bedeutung. "fragend gehen wir voran" sagen die zapatisten. wir fragen nicht nur, weil wir den weg nicht kennen (wir kennen ihn nicht), sondern auch, weil das fragen nach dem weg teil des revolutionären prozesses selbst ist