Über die Baumrettungsaktion in Marktheidenfeld



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Die Chronologie der Ereignisse

Am Sonntag, 2.5.99, 17.00 Uhr erfahre ich durch den BN Marktheidenfeld, daß die stadtbild-prägende, ca. 300 Jahre alte Linde (Tilia cordata) am Adenauerplatz im Zentrum von Marktheidenfeld im Zuge der Umgestaltung des Platzes in der darauffolgenden Woche gefällt werden soll. -Dies kann keiner verstehen! Der optische Zustand dieses Baumes ist optimal vital!

Am Montag, 3.5.99, 7.30 Uhr treffen wir uns unter der Linde zur Beratung was wir noch dagegen unternehmen können. In der Nacht hat ein Linden-Freund ein Papp-Schild am Stamm befestigt: "Ein Verbrechen mich umzusägen"...
Im Laufe des Vormittags steige ich zweimal in die Linde um deren Zustand auch aus der Nähe zu betrachten. Sie ist alt, -aber wirkt stabil und voll vital in jedem Blatt! -Ein weiterer Lindenfreund hat zwischenzeitlich große Zinkblechtafeln als Schutz um den mächtigen Stamm gewickelt und mit Nägeln gesichert um das schnelle Absägen zu verunmöglichen bzw. zu verzögern...
Zwischenzeitlich informiere ich alle lokalen und regionalen Radio- und Fernsehstationen mit einer Presseerklärung des BN...

Um 13.30 Uhr fällt der erste alte Kastanienbaum am Adenauerplatz. -Das ist für mich das Signal:

Gegen 14.00 Uhr steige ich in die Linde: Warm gekleidet (zwei Jogginghosen übereinander, genug Sweatshirts, Pullover, Schlapphut)... Lediglich mit meinem Handy (und Ersatz-Akkus) und einem dünnen Seil ausgerüstet um eventuellen Proviant nach oben ziehen zu können...
Noch keine Minute im Baum, da hängt schon ein großes Rad Wurst an dem nach unten frei hängendem Seilende: -und das für mich als Vegetarier: -Schade! ...
Noch keine fünf Minuten im Baum, da kommt Adnan Güngör heraufgeklettert und fragt an ob es mir recht ist wenn auch er hier oben ausharrt? -Na klar! Je mehr Leute, je lieber! ...

Im Laufe des Nachmittags fallen weitere alte Kastanien am Adenauer-Platz...

Viele Marktheidenfelder (Jung und Alt) bekunden immer wieder spontan ihre Zustimmung zu unserer Aktion...

Die Polizei 'schleicht' um den Baum ohne einzugreifen...

Nachdem nicht klar ist wann denn nun unsere Linde fallen wird harren wir aus...

Um nicht in den Verdacht zu geraten nur provozieren zu wollen (bei eventuellem strafrechtlichem Verfahren...) hatten wir mit dem BN Marktheidenfeld vereinbart notfalls (pro forma) ein Auftragsgutachten in der Linde anzufertigen über den Zustand des Baumes... Wir wollen versuchen soviel Zeit zu gewinnen, daß ein aktuelles, unabhängiges Baumgutachten über die Erhaltungswürdigkeit des Baumes in Auftrag gegeben werden kann und daß die Marktheidenfelder Bürger selber darüber abstimmen können ob der Baum erhalten bleiben soll oder nicht, -sich also nicht dem Diktat irgendwelcher Stadtoberen in dieser Einzelentscheidung zu beugen (nach dem Motto: Da kannst eh nix mach' -Des hamm de da obn beschlossn unn na werds gmacht...)

Der Bürgermeister ist zwischenzeitlich für seine Bürger nicht mehr zu sprechen...

Die Mitarbeiter der Straßenbaufirma bekommen üble Beschipfungen und Drohungen zu hören...

Gegen 16.00 Uhr rufen die ersten lokalen Radiostationen an wegen Live-Interviews aus der Krone der Marktheidenfelder Linde...

Von der Stadtverwaltung sehen wir am Montag niemanden: Die Statements werden übers Radio ausgetauscht: Gegenüber Radio Charivari erwähnt der Bürgermeister in einem Satz, daß die Stadt kein Problem damit hat uns auch zwei Wochen oben sitzen zu lassen... -Wir auch nicht!!    :-)

Es wird später und später und von Passanten erfahren wir, daß die Linde erst am Dienstag morgen fallen soll... -Wir harren aus...

Immer bestens versorgt mit allem nötigen : Zuspruch, Proviant, Decken, Gurte, Seile, Sicherungen...

Derweil formiert sich die Bodenmannschaft: Es wird unten beschlossen systematisch Unterschriften zu sammeln die den Stadtrat umstimmen sollten die Planungen des Platzes unter Erhalt der Linde zu überdenken...

Noch am späten Abend werden die ersten Listen in den Kneipen in und um Marktheidenfeld verteilt und Unterschriften gesammelt.

Es wird nacht... -Kalt ist's uns nicht, die Decken sind warm genug, aber es ist schräg, eng, hart und unbequem...

An Schlaf ist auch nicht zu denken: Ruhe unter der Linde kehrt keine ein: Diejenigen die abends lange ausharren werden von denen abgelöst die morgens früh aufstehen...

Jetzt verstehen wir den Spruch: Wer nicht schlafen kann ist nur nicht müde genug...

Die ersten Radio-Interviews nach Sonnenaufgang drehen sich um Banales: Wie ver- und entsorgt man sich in solch einem Baum...

Am Dienstag, 4.5.99, 6.30 Uhr kommt die Straßenbau-Firma zur Baustelle zurück: Es werden die letzten Reste der gefällten Bäume vom Vortag beseitigt und weitere gefällt...

Am Fuße der Linde finden sich ab 8.00 Uhr Schulklassen ein, die die Linde (und die Typen im Baum) sehen wollen... Manche haben Gedichte geschrieben, andere Unterschriftenlisten und Meinungsäußerungen über 'die Stadtoberen' am Stamm befestigt...

Die Polizei fordert uns auf vom Baum herunter zu kommen, ansonsten müssten wir damit rechnen, daß unser Obenbleiben strafrechtliche Konsequenzen hätte... (Wir hätten aber noch Bedenkzeit: Meine Nachfrage wie lange denn bleibt unbeantwortet...) -Wir quittieren es mit Achselzucken...

Teilweise ist die Stimmung hitzig: Dort wo noch Bäume fallen bekommen die Mitarbeiter der Straßenbaufirma Prügel angedroht...

Die Bodenmannschaft ist derweil fleißig: An drei Tischen parallel tragen sich die Marktheidenfelder in die Listen ein... Solche liegen auch aus in Arztpraxen, Geschäften und Betrieben...

Stand der Unterschriften: Ca. 2000

Gegen 10.00 Uhr erscheint der Geschäftsführer der Stadtverwaltung und teil mit, daß die Linde vorerst nicht gefällt würde... Jubel! -Erfolg?

Über Radio wird derweil ständig ein Ausschnitt eines Interviews verbreitet wonach wir nur runter kommen bräuchten und die Linde würde dann fallen...

Vertreter des BN verhandeln mit der Stadtverwaltung...

Wir erfahren, daß der Bürgermeister eine Pressekonferenz hält...

Für 14.00 Uhr ist eine Übergabe von ersten Unterschriftenlisten durch die Ortsvorstand des BN beim Bürgermeister geplant und Verhandlungen was nun passieren sollte mit der Linde...

Über die Radios wiederholen wir immer wieder unsere Forderungen nicht eher vom Baum zu steigen bevor uns nicht zugesichert würde -daß dem Willen der Mehrheit (unter dem Baum und von Marktheidenfeld) entsprechend- wirklich ernsthaft alle Maßnahmen zum Erhalt des Baumes ergriffen werden...

Presse, Rundfunk und Fernsehen wechseln sich bei uns ab, ein paar trauen sich sogar auf den Baum und interviewen uns von oben...

Die Stadtverwaltung lenkt gegen 16.30 Uhr ein und stimmt einem (weiteren) Gutachten über den Baum zu: -Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes,1994 erstelltes hatte dem Baum eine maximale Lebenserwartung von 5 Jahren attestiert... -Der Gutachter wird diesmal vom BN vorgeschlagen....

Ein Fernsehteam vom BR3 bittet uns noch zu warten mit dem Runterklettern, sie wollten es filmen...

Pro 7 und RTL rufen an: Wir wären die Top-News der Woche und sollen ausharren, sie brächten uns in Verbindung mit einer Amerikanerin die schon seit Monaten auf einem Baum ausharrt...
Wir teilen mit, daß unsere Forderungen bereits erfüllt seien, und wir daher in Kürze herabsteigen würden...

Gegen 19.00 Uhr können wir wieder herab vom Baum, ein ganz neues Steh- und Gehgefühl...

Der Abgang wird noch kurz in einer Gaststätte in der Nähe begossen... (mit Radler...)

Danach geht es so wie gekommen (mit dem Fahrrad) zurück nach Hause: endlich Schlaf...

Die nächsten Tage, um die Mittagszeit, wurde ich angerufen von Anwohnern ganz schnell zu kommen:
Hilfe! Sie graben die Wurzeln unserer Linde ab!!
-Und tatsächlich,- ich mußte mich direkt vor eine Baggerschaufel werfen weil die Baufirma (ganz nach Plan -und gänzlich unbeeindruckt von den geänderten Arbeitsbedingungen -unsre Linde stand ja noch...) mit Aushubarbeiten begonnen hatte  und zwar voll im Wurzel-Bereich unserer Linde!!!
-Nur durch ein zufällig-anwesendes Fernsehteam und eine sofortige Live-Übertragung eines lokalen Radiosender vom Handy aus -ich vor dem Bagger liegend bzw. in der Baggerschaufel- konnten wir meine polizeiliche Entfernung verhindern und eine sofortige Vereinbarung der städt. Bauabteilung mit der beaufragten Baufirma durchsetzen, daß diese bei den weiteren Baumaßnahmen auf die Wurzeln Rücksicht zu nehmen hätten und dies auch entsprechend vergütet bekämen (-als Regie-Arbeiten, und damit über die öffentliche Ausschreibung / bzw. deren Angebot dazu hinausgehend...) und somit keine "mehr als armdicken" Wurzeln abschneiden dürften... (-nicht, daß wir wohl das Abschneiden der Linde -ganz kurzfristig- verhindern, aber uns die Linde dennoch in wenigen Wochen/Monaten/Jahren wegen der akuten Wurzelschäden oder durch das Eindringen von Parasiten induziert wegstirbt...)
Die Baufirma zog allerdings gleich am nächsten Tag!! einen 3 m hohen und völlig-undurchsichtigen "Schutz"-Zaun um die Erdarbeit-Stelle- die rings um unsere Linde verlief...- -sodaß auch die allernächsten Anwohner nur mehr unzureichenden Einblick in die wirkliche Sachlage hatten... -Ich kletterte daraufhin selber, mehrmals -allerdings jeweils nachträglich- -dh. abends- in diese Gruben um nachzusehen... -es waren Gottseidank keine dicken Wurzeln zu kappen gewesen...
(-was wäre aber wohl geschehen wenn doch???)

Am Samstag, 8.5.99 erreicht Adnan und mich jeweils ein Brief von der Polizeiinspektion M.heidenfeld:
Vorladung: In der Ermittlungssache gegen Sie wegen Nötigung am 4.5.99 um 6.00Uhr in Marktheidenfeld z. N. der Baufirma Väth, bzw. der Stadt Marktheidenfeld sollen Sie als Beschuldigter gehört werden... Sie werden daher gebeten am... bei der PI vorzusprechen...

Am Dienstag, 11.5.99 sind wir dort und haben keine weiteren Angaben zu machen...Die Sache wird jetzt an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, diese entscheidet ob ein strafrechtliches- Gerichts-Verfahren gegen uns eröffnet wird...

Stand der Unterschriften am 12.5.99 bei über 4000....

Am Mittwoch, 12.5.99 ab 13.00 Uhr wird die Linde vom Baumspezialist Dipl. Ing. (FH) Willibald Grasmaier, Lauf a.d. Pegnitz, dem Gutachter auf den sich die Stadt und der Bund Naturschutz geeinigt hatten eingehend untersucht: (->Visuelle Baumkontrolle, Feststellung der vorhandenen Mängel, Rindenuntersuchungen, Untersuchung des Bodens mit 1 m langer geolog. Rammsonde, Freilegung der Wurzelansätze zur Bestimmung von Faulherden im Bereich des Stammfußes, Begehung der Krone, Restdickenmessung mit Resistograph.)
Der ist anfangs auch voll von der Linde überzeugt aber bei der Messung mit dem Resistograph überrascht über die geringen verbliebenden Restwandstärken...
Vorab mitgeteiltes Zwischenergebnis: Zwar ist die Linde (Tilia cordata) im Inneren morsch (ganz normal bei diesem Alter) und im Wurzelbereich frißt ein Pilz: Hypoxylon deustum (auch Hypoxylon deusta, Kretschmaria deustum, Kretschmaria deusta, Ustulina deustum oder als Ustulina deusta bezeichnet...) Der Erhalt der Linde sei aber möglich bei Reduktion der Windlast und Einkürzung. Die hohe Vitalität der Linde mache auch Hoffnungen, daß sie sich in den nächsten Jahrzehnten weiter stabilisieren könnte, eventuell durch Ausbildung einer sog. Innenwuzel... Anschließend geht er zur Stadt um mitzuteilen wie es aussieht...

Am Donnerstag ,13.5.9 7.00 Uhr wird der Bereich um den 'Gefahrenbaum' wie ihn der Bürgermeister auf großen gelben Plakaten am Absperrzaun nennt zur Sicherheit... als Gefahrenbereich abgesperrt...

Eine Gegendarstellung ebenfalls am Bauzaun zu befestigen wird mir durch die Baufirma und auf deren Betreiben durch die Polizei verboten.

Daher stelle ich mittags einen (eigenen, kleinen) Ständer vor dem Bauzaun auf um die Marktheidenfelder zu informieren, daß der Gutachter in dem Gutachten sehrwohl auch detailliert angeben wird wie der Baum gefahrlos (und unter voller Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht der Stadt) erhalten werden kann...

Am Samstag, 15.5.99 ab 16.00 Uhr laden wir ein zu einem ersten Lindenfest. Es spielen die Spessart-Spiel-Leut... Wir sammeln dabei u.a. weitere 500 Unterschriften zum Erhalt der Kaiserlinde...

Am Montag, 17.5.99 kommt das Gutachten an... In einer Stadtratsfraktionsbesprechung wird dessen Inhalt den Fraktionen mitgeteilt...

Am Donnerstag, 20.5.99, 14.30 Uhr übergeben drei Vertreter der Lindenfreunde dem Bürgermeister fast 500 weitere Unterschriften, 500.-DM Reingewinn aus dem Lindenfest und einen Brief an den Stadtrat mit der Bitte um eine gute Lindenentscheidung und der Verwendung des Geldes dafür...

Um 19.30 Uhr findet eine kurze Vorstellung des Gutachtens in der öffentlichen Sitzung des Stadtrates statt und der Hinweis darauf, daß ein Stadtrat im Internet weitere Details zu dem sog. Brandkrustenpilz, speziell bei Linden, gefunden hätte... Außer einer Anfrage durch MdB Uwe Lambinus ob der Marktheidenfelder Stadtrat die Fällung der Linde in den Vorjahren jemals ausdrücklich beschlossen hätte (Antwort: Ja, Mitte 1996) erfolgen keine weiteren Anträge durch Stadträte oder Bürgermeister! -Ich stehe daraufhin auf und frage ob der Stadtrat allen Ernstes mehrere Tausend Unterschriften Marktheidenfelder Bürger die sich für den Erhalt der Linde ausgesprochen haben so einfach ignorieren wollte!!! Nachdem ich jedoch als Zuhörer in der Stadtratssitzung kein Antrags- und Rederecht habe werde ich vom Bürgermeister aufgefordert zu schweigen oder zu gehen, -ich entscheide mich spontan für letzteres ..

Am Freitag, 21.5.99, 10.35 Uhr rücken städtische Arbeiter an und fällen kurzerhand die Kaiserlinde... Ich hatte noch den ganzen Morgen versucht im Internet weitere Details zu dem angeblich diagnostizierten Parasiten : Kretschmaria deusta (oder Hypoxylon deusta oder Ustulina deusta) in Erfahrung zu bringen der angeblich unweigerlich zu Versprödung und damit vorwarnungslosem Bruchversagen der Linde führen würde...

Vom Strunk nehme ich mittags eine Probe zur Dokumentation und versuche den zweifelsfrei vorhandenen parasitischen Pilz zu bestimmen... Kurz darauf ruft der BR an: Sie wollten ein weiteres Fernseh-Interview aufnehmen: Was ich denn dazu sage, daß der Baum so kurzerhand umgesägt worden sei... Sage ihnen, daß es eventuell so wie es kam das Beste gewesen sei... -wir hätten jedenfalls unser Möglichstes getan... Sie haben sich daraufhin nicht mehr gemeldet...

Am Samstag, 19.6.99 erreicht mich ein Brief von der Staatsanwaltschaft Würzburg:
...das Ermittlungsverfahren gegen Sie habe ich ... eingestellt. ... gez. Beckmann, Staatsanwalt ...



Fazit für Marktheidenfeld: Der Kaiserlinde konnten wir nicht mehr helfen... leider! Wir gehen aber davon aus, daß in Zukunft nicht mehr so einfach alte Bäume gefällt werden...
Wir haben jedoch ohnehin keinen weiteren vergleichbar - alten Baum in unserer Stadt mehr!
Vom Bürgermeister wurde uns zugesagt, daß der Bund Naturschutz enger in Entscheidungen miteingebunden würde...-toll!?-

Fazit für (noch) stolze Altlinden-Besitzer:
Wenn Ihre liebenswerte alte Linde auch noch weitere Generationen erfreuen soll:
ACHTEN also SIE!!! (-denn wer sonst solls tun?!) UNBEDINGT DARAUF!!!, daß bei Erd-Arbeiten mindestens die DIN 18920 genau eingehalten wird, die Details zum Schutz der Wurzeln etc. angibt. (am besten Sie verlangen, daß Baumsachverständige schon in der Planungsphase eingeschaltet werden...)
Bei unserer Linde ist davon auszugehen, daß der wohl erst im letzten Jahrzehnt problematisch gewordene Befall mit dem Parasiten durch frühere Verletzungen der Wurzeln bei Arbeiten am Elektro-Erdkabeln und Zerstörung von Wurzeln eindringen konnte...
-Auch das Abnehmen eines großen Seitenastes!!!!!! oder unangemessener/ extremer Rückschnitt kann/wird neben Absterben von Ästen dann auch zum Absterben eines Wurzelteils führen und damit die Einfallspforte für Parasiten sein, die "Ihrem" Baum dann innerhalb von nur wenigen Jahren/Jahrzehnten das Leben kosten werden...
-Und:
Wahrscheinlich können sich ältere Linden (Tilia cordata) generell ohnehin kaum ausreichend wehren gegen das Eindringen solcher Parasiten!!

Daher sollte m.E. vor allem generell jegliche Wurzelzerstörungen durch menschliche Eingriffe vermieden werden!!!

Falls Sie noch keine dahingehenden Erfahrungen gemacht haben:
Baufirmen-Chefs haben in der Regel ein Gemüt wie ein Pflasterstein... (die VOB (=Verdingungsordnung für Bauleistungen...) die die Auftragsvergabegrundlage bildet... -und der davon ausgehende massive Kostendruck zwingt sie gerade dazu...) und das heißt dann konkret vor Ort: Wenn eine Wurzel auftaucht beim Graben die stört wird sie rigoros abgehackt!!!!
SORGEN SIE!!! (wer sonst wirds tun??) ALSO DAFÜR, daß schon vor dem Beginn von irgendwelchen Erdarbeiten diese höheren Anforderungen: Baumschutz als oberste Priorität!!! und dessen weitere Aufwendungen vertraglich vom Auftraggeber für die Baufirma berücksichtigt werden -sodaß solche Szenen wie bei uns gar nicht erst auftreten können- bzw sorgen Sie nötigenfalls dafür daß bei Bauarbeiten immer jemand dabei ist dem Ihr Baum auch wirklich am Herzen liegt...

Am besten aber wehren Sie sich generell gegen jeglichen Eingriff im Umgriff um den Baum!!!!!

also nochmals:
Verlangen Sie jegliche Erdarbeiten im Umgriff um den Baum zu unterlassen!!!!!!

-am besten schon in der ersten Planung (aber wenn nicht anders mehr möglich (-so wie bei uns) notfalls noch in letzter Minute umplanen und) Schächte und sonstige menschliche Bauwerke verlegen etc. als daß Sie halbherzig?! (weil zu schwach, weil Sie denken, das ist jetzt vielleicht doch eine  überzogene Forderung von Ihnen, die eventuell nicht zu begründen / durchzusetzen ist: NEIN, IM GEGENTEIL -DAS IST ZENTRAL!!!!!) nachgeben und dann in wenigen Jahren/ Jahrzehnten dieses Schmuckstück, -das einen Wert "an sich" darstellt- verlieren!!! -und das mit Sicherheit!!!


Nachtrag vom Juli 2001:
Wir kennen den Erreger Hypoxylon deustum (...) vom Laubholz auf dem unsere Nutzpilze wachsen mittlerweile auch ganz gut...
Er tritt bei uns auf wenn Totholz längere Zeit (zu) warm und trocken gelagert wird, -und das nicht nur auf Linden-, sondern eigentlich auf jedem! -toten!!-Laubholz...

Meine momentane Sichtweise:
Nachdem dessen Sporen überall vorkommen ist sein Auftauchen an sich noch nichts ungewöhnliches.
Im Laufe von Jahrhunderten wurden und werden diese unsere Baumveteranen immer wieder durch Windbruch, Schneelast, Blitz, Insektenfraß, ..., gefordert und zum Teil auch bedroht... Wenn und solange diese "Angriffe" nur von oben kommen kann sich der Baum ganz gut dagegen wehren: diese Bereiche sterben ab/ trocknen ab, Pilze dringen in den Ast ein und zersetzen das Holz..., im Bereich der Basis dieses Zweig/Ast-Ansatzes bildet sich ein dicker Kallus etc. der zuletzt dieses "Loch" um- oder sogar ganz ver-schließt... das wars... -Ein Baum wächst ohnehin von innen nach außen, dh. er bildet innen Totholz und verjüngt sich nach außen...

ABER:
Wiederholung und Bekräftigung: ACHTEN SIE!! (denn wer solls sonst tun??) darauf, daß keine WURZELN und bislang unverletzte Äste durch menschliche Eingriffe beschädigt oder entfernt werden!: dies sind wohl die Haupteintrittspforten für Schmarotzer und Zersetzer...
-Bei Linden speziell scheint es so zu sein, daß sie nicht (oder nicht so gut) wie andere Baumarten (Eichen zB. durch Kallusbildung) abschotten können...

Andererseits sollte mensch sich auch klar machen:
Sterben gehört eben auch zum Leben... -und ohne Totholz keine abbauenden Pilze - ohne abbauende Pilze keine neuen Nährstoffe die wiederum weiteren Tieren und Pflanzen zum Wiederaufbau und Wachstum dienen...



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Die Aktion im Spiegel der Medien

Fernsehbeiträge dazu kamen in TV-Touring Würzburg und BR3 sowie im Jugendmagazin 'Quer', am 6. u. 7. 5. 99, -letzteres wurde auch über Satellit und Kabel ausgestrahlt.


Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu am 5.5.99
Baumbesetzung (Von Fritz Riedl) MARKTHEIDENFELD In fünf Metern Höhe findet derzeit auf dem Konrad-Adenauerplatz im Herzen der unterfränkischen Stadt Marktheidenfeld eine nicht alltägliche Aktion zur Rettung eines Baumes statt. Im Geäst der 300 Jahre alten "Kaiserlinde" sitzen seit Montag nachmittag ein 38jähriger Umweltingenieur und ein 34jähriger Türke, die die städtischen Holzfäller daran hindern ihre Motorsägen anzuwerfen. Die beiden Besetzer wollen erst dann wieder herabsteigen, wenn die Stadt zusichert, daß der Baum am Leben gelassen wird und nicht einer Baustellen-Behelfsdurchfahrt weichen muß. Über 1000 Marktheidenfelder haben sich inzwischen auch in Unterschriftenlisten eingetragen, mit denen notfalls eine Entscheidung erzwungen werden soll.
Thomas Ziegler und Adnan Güngör hatten sich zu der Baumbesetzung entschlossen, nachdem ihnen am vergangenen Samstag zu Ohren gekommen war, daß die Linde im Zuge von Bauarbeiten auf dem Bus-Bahnhof zu Wochenbeginn gefällt werden sollte. Am Montag gegen 14 Uhr erklommen sie deshalb den Baum. Seit nunmehr über 24 Stunden harren sie auf einem dicken Ast aus. Geschlafen wird im Sitzen. Alleingelassen fühlen sich die beiden Umweltschützer nicht: Zeitweise bekundeten bis zu 400 Marktheidenfelder unter der Linde ihre Solidarität.



Die Mittelbayerische Zeitung schreibt am 5.5.99
Baumbesetzung in Franken
Ausgerüstet mit Decken und Proviant halten Umweltingenieur Thomas Ziegler (l.) und Feinmechaniker Adnan Güngör eine 300jährige Linde in der unterfränkischen Kleinstadt Marktheidenfeld besetzt. Die beiden, die bereits eine Nacht im Baum verbrachten, wollen mit ihrer Aktion verhindern, daß die Linde einer Behelfsdurchfahrt weichen muß.

Foto: dpa


Die Süddeutsche Zeitung schreibt am 6.5.99
Gnadenfrist für die Kaiserlinde
Marktheidenfeld (fr) - Die 300 Jahre alte Kaiserlinde auf dem Marktheidenfelder Konrad-Adenauer-Platz hat eine Gnadenfrist bekommen: Nach einer fast 30stündigen Baumbesetzung durch zwei Naturschützer und angesichts einer Liste mit über 3000 Unterschriften empörter Marktheidenfelder hat Bürgermeister Leonhard Scherg seinem Holzfällertrupp Einhalt geboten. Scherg einigte sich mit dem örtlichen Bund Naturschutz darauf, gemeinsam einen unabhängigen Fachmann auszusuchen, der ein Gutachten aus dem Jahr 1994 auf seine Aktualität überprüfen soll. Dieses hatte damals dem Baum einen schlechten Zustand und nur noch eine Lebenserwartung von fünf Jahren attestiert. Deshalb sollte die Linde Anfang der Woche im Zuge von Bauarbeiten auf dem Busbahnhof einer Behelfszufahrt weichen. Um dies zu verhindern, hielten ein 38jähriger deutscher Umweltingenieur und ein 34jähriger türkischer Facharbeiter, wie berichtet die prächtig im Saft stehende Linde einen Tag und eine Nacht lang besetzt.
Der geschäftsführende Beamte der Stadt, Heinz Matschiner, erklärten gestern jetzt werde ein neues Gutachten gemacht. Er gehe aber weiter davon aus, daß die Linde gefällt werden müsse, weil auch ein anderer Fachmann nur zu dem selben Ergebnis kommen könne. Die Maßnahme wäre dann aus haftungsrechtlichen Gründen im Hinblick auf die Verkehrssicherheit unumgänglich. Thomas Ziegler, einer der beiden Baumbesetzer, steht dem Kompromiß skeptisch gegenüber, "weil auch ein Gutachter nur eine Empfehlung abgeben kann". Er fordert eine Baumschutzverordnung.



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Am 7.5.99 erreicht Adnan und mich folgender Abdruck eines Briefes an den Bürgermeister und die Stadträte von Marktheidenfeld, den wir sehr treffend finden und deshalb hier wiederholen:
Arbeitskreis Lokale Agenda 21 Oberschleißheim Arbeitskreis "Energie und Abfall" Arbeitsgruppe "Energie" Herrn Univ. u. Priv.-Doz. Dr. Dr. Eberhard Unsöld :
(Anmerkung von Thomas: In Oberschleißheim, -da oft im Hub- und Bergl-Wald- hab' ich meine Kindheit verbracht...)
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder des Stadtrates,
nach lobenden Berichten über ihre Stadt in anderen Presseorganen möchte ich Ihnen zu dem heutigen o.g. Bericht in der Süddeutschen Zeitung (v. 5.5.99) ganz besonders gratulieren:
1.) Offensichtlich befindet sich ihre Stadt im Besitz eines "uralten" (300 Jahre!) Baumes - bei der heute leider allzu oft anzutreffenden Kettensägen-Wut eine wahre Rarität. Dazu meinen Glückwunsch!
2.) In Ihrer Stadt gibt es Menschen, die diese Einmaligkeit zu schätzen und insbesondere auch mit erheblichem persönlichem Einsatz zu schützen wissen. Dazu meinen zweiten Glückwunsch!
Es dürfte Ihnen die Problematik der heute weit verbreiteten und beklagten Politikverdrossenheit sicher nur zu gut bekannt sein. Daß diese allerdings viel häufiger durch scheinbar unvermeidliche und unabwendbare Machenschaften etc. "anonymer" und dafür "allmächtiger Lobby- und Macht-Kreise" hervorgerufen wird, findet m.E. viel zu wenig Beachtung.
3.) Unsere Pressefreiheit erlaubt (noch?) eine Berichterstattung über eine Maßnahme, die alle Verantwortlichen gleichermaßen an den Pranger stellt. Dazu meinen dritten Glückwunsch! Es kann wohl nicht der Ernst sein, daß wegen der Erstellung einer "Baustellen-Behelfsdurchfahrt" (so die Süddeutsche Zeitung), also eine sehr kurzfristige Maßnahme eine 300 Jahre "Kaiserlinde" umgesägt werden soll. Stellen Sie sich bitte vor, wieviele Bürgermeister oder Stadträte man in dieser Zeit "umsägen" (=abwählen) könnte.
4.) Die "Integration von Ausländern" sonst z.Zt. ein beliebtes (Politiker-) Thema, ist in Ihrer Stadt offensichtich kein Problem, wie die Aktion eines Deutschen und eines Türken zeigt. Dazu meinen vierten Glückwunsch! Daß die beiden Herren auch international nicht alleine dastehen, zeigt beigefügter Bericht aus Amerika. (Anmerkung von mir: Abdruck eines Artikel aus Greenpeace Magazin 3/99 über die 25jährige Julia Hill, die seit eineinhalb Jahren am nordkalifornischen Küstengebirge einen 1000 Jahre alten Redwood-Mammutbaum besetzt hält um gegen die profitträchtige Abholzung der letzten Giganten ("Old-Growths") zu protestieren...)
5.) Weitere Glückwünsche hätten Sie verdient, wenn es Ihnen gelänge, Ihr 300-jähriges Kulturdenkmal vor kurzfristigem und -sichtigem Gewinnstreben zu bewahren und es der Nachwelt zu erhalten. Die Bedeutung alter Bäume für unser tägliches Leben zeigt u.a. das beigefügte Blatt (Anmerkung von mir: Din A 4: Text in der Form einer Buche: Diese etwa 100 Jahre alte Buche sollten Sie sich etwa 20 m hoch... vorstellen. Mit ihren 600000 Blättern verzehnfacht sie ihre 120 qm Standfläche auf etwa 1200 qm Blattfläche...)



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Nachtrag:
Warum eigentlich sollen solch alte Bäume überhaupt fallen? Warum läßt man sie nicht in gänzlich in Ruhe leben und auch sterben...??
Mitunter stehen alte Bäume auf Flächen die der Gemeinde, der Stadt, dem Landkreis, dem Bezirk oder dem Staat gehören. Dort ist die sog. "Standsicherheit" das Hauptkriterium für "Sein oder Nichtsein" eines Baums und dessen "Kronensicherheit", dh. daß niemand Schaden durch möglicherweise-herunterfallende Zweige und Äste erleidet.
Es gilt hier die sog. "Verkehrssicherungspflicht" die die Kommune auf deren meist auch öffentlich-zugänglichen Flächen ganz hart in die zivilrechtliche (=Schadensersatz) und auch strafrechtliche (bis zu Gefängnis für den Bürgermeister...) Haftung bringt bei Sach/-Personenschäden...)  -Im Gegensatz zu privaten Flächen: Hier kann man den Zutritt durch Verbotsschilder beschränken /verbieten und ist somit -in der Regel- von der Haftung für Schäden befreit...

Ende April ' 00 ergab sich folgender eMail-Dialog:
From: afb@baumstatik.de
Subject: Fällung_Kaiserlinde_Marktheidenfeld
...mit Bedauern habe ich von der Baumfällung nach Gutachtenerstattung mit Fazit "Kipp-/Bruchgefahr" gelesen. Der "Gefahren-"Baum wurde mit der fragwürdigen VTA-Methode beurteilt. Eine Überprüfung der Baumstatik, also der tatsächlichen Stand- und Bruchsicherheit des Altbaumes, erfolgte jedenfalls nicht. Nähere Informationen zu Anbohrmethode und ihrer Aussagekraft, zur Baumstatik und zu statikintegrierten Zugprüfungen, zu Baumpilzen und Baumkontrollen usw. finden Sie auf unseren Internetseiten www.baumstatik.de.
Wir haben auch ein Beispiel (von vielen uns bekannten Praxisfällen) der Fehlbeurteilung der Stand- und Bruchsicherheit alter Bäume mit der VTA-Methode eingestellt. Die Bäume sollten wegen vermeintlicher Kipp-/Bruchgefahr beseitigt werden, stehen aber noch heute stand- und bruchsicher.
Zukünftig mehr Erfolg in Sachen Baumschutz wünscht Ihnen
Thomas Sinn

From: thomas@biopilze.de
>..."Gefahren-"Baum wurde mit der fragwuerdigen VTA-Methode beurteilt...
Wer uebernimmt die Haftung??
Er stand in exponierter Lage: Am belebten Marktplatz, mit Sitzbank darunter und Haupt- Fussgaengerweg daran vorbei... Was also tun??? Zwei Gutachten hintereinander sagten weg damit, und der Stadtrat wollte nicht alle paar Jahre fuer einen, wie sie glaubten 'toten' Baum Unsummen ausgeben...
Die 'Sauber'-Maenner woll(t)en keine Ruinen vor Augen... (wie der BM sich mal ausdrueckte: Die saehe er schon morgens im Spiegel...)

From: afb@baumstatik.de
...mit der Erstattung seines Gutachtens übernimmt natürlich in vollem Umfang der Gutachter die Haftung.
Nochmals: Anbohrgutachter können die Frage der Baumstatik nicht klären. Es bleiben stets Fragen offen. Daher bewegen sie sich in Ihrer Beurteilung immer auf der sicheren Seite. Ihre Standardempfehlung ist bei vorgeschädigten Bäumen nach unserer Erfahrung die Durchführung eines Kronensicherungsschnittes (oder gleich Fällung), frei nach dem Motto "der Baumgutachter kommt und der Baum geht." Es mag Ausnahmen geben, ich kenne sie nicht. Durch einen Kronensicherungsschnitt, daß heißt eine Einkürzung um 35 %, wird die Windlast erheblich verringert, die so geschaffene Baumruine steht noch und treibt auch wieder aus. Aus Sicht des weiteren Baumerhaltes stellt dies jedoch nichts anderes als eine vorweggenommene Fällung dar.
Durch statikintegrierte Zugprüfungen, wie sie unser Büro sowie unsere Franchisenehmer durchführen, wird der GRAD der Stand- und Bruchsicherheit in Bezug zur Windlast, die über das Kronensegel aufgebracht wird, bestimmt. Im Schnitt sind 90 % der untersuchten Problembäume verkehrssicher. Bei hochgradiger Stand- und Bruchsicherheit, wie sie häufig bei alten Naturdenkmalbäumen trotz Vorschäden festgestellt wird, können die Bäume viele Jahre ohne Nachmessung und ohne die Durchführung weiterer nachteiliger Eingriffe in die Baumsubstanz erhalten bleiben. Die von uns gemessenen (bisher fast 1.800) und sicher beurteilten Bäume stehen an Bundesstraßen, in Innenstädten auf belebten Plätzen, geneigt über Bushaltestellen etc. und wir können wegen der hohen Aussagekraft der Zugmeßverfahren dennoch ruhig schlafen. Es ist noch keiner der als sicher beurteilten Bäume umgestürzt. Weiter will ich nicht ins Detail gehen. Wir haften ebenfalls für unsere Gutachten in vollem Umfang, ohne wenn und aber.
Bei den zwei Gutachten an der Kaiserlinde dürfte es sich jedenfalls um VTA-Gutachten gehandelt haben. Daher verwundert das einhellige Ergebnis gegen den Baum nach unseren Erfahrungen nicht. Der vorgeschädigte Altbaum hatte keine Chance.
Wofür hätten Unsummen ausgegeben werden sollen? Alte Bäume läßt man im Sinne des Baumschutzes am besten in Ruhe. Außer zum Beispiel für verletzungsfreie Nachmessungen zum Beispiel in 5-jährigem Turnus sowie gelegentlich Totholzbeseitigungsmaßnahmen hätte der alte Baum keine weiteren Kosten verursacht.

From: thomas@biopilze.de
>...Anbohrgutachter koennen die Frage der Baumstatik nicht klaeren...
-Klar, nur das war's in dem Fall nicht allein, dazu kam: Kretschmaria deusta...
Hab' den Pilz selber gesehen (und versucht zu isolieren), der nach Aussage von Francis Schwarze gerade bei Linden zu Versproedung und spontanem Bruchversagen fuehrt. Fand im Netz auch zwei Quellen wo dies bei genauso-vital erscheinenden Linden passiert ist...!!!
Einen (weiteren) Kronen-Sicherungsschnitt als moegliche Alternative haben die Damen u. Herren Stadtraete allerdings gar nicht erst in Erwaegung ziehen wollen..., obschon er vom Gutachter als Alternative zur Faellung angesprochen worden war...
Und: Nach dem ersten Gutachten war da noch eine mittlere Wandstaerke von ca. 5 cm, nach dem zweiten nur noch 2,5 - 3,5 cm...!! (-Wobei wir schon versucht hatten die staerksten Stellen zu treffen und natuerlich auch die Stellen die im ersten Gutachten genannt wurden...)
-Diese geringeren Werte deute ich (nach wie vor) als eindeutiges Indiz einer rapiden Abnahme, mit aeusserst-schlechter Prognose...
Hatte an dem Tag der Faellung noch verzweifelt alle Suchmaschinen (besonders www.altavista.com) bemueht um einen 'Hoffnungsstrohhalm' zu finden um eine gute Begruendung zu haben noetigenfalls nochmals auf den Baum zu steigen...   -Umsonst, hatte NICHTS gefunden!!
Zudem hatten sie gleichzeitig in der Strasse eine ganze Baumreihe an Kastanien entfernt, die quasi als Windfang dienten, sodass nun dort WESENTLICH groessere Windkraefte auftreten...
UND: Der zweite Gutachter war vom BN !! vorgeschlagen worden: Dem hatte ich daher vertraut, hatte damals keinen Ueberblick was moeglich und sinnvoll ist...

From: afb@baumstatik.de
...wenn die Linde tatsächlich durch den Brandkrustenpilz (bot.: Hypoxylon deustum) in fortgeschrittenem Befallsstadium befallen war, war die weitere Lebenserwartung nur noch gering. Insofern könnten die Baumgutachter trotz der Mängel der VTA-Methode in ihrer Verkehrssicherheitsbeurteilung richtig gelegen haben, selbst wenn die Linde z.B. aufgrund zurückliegender Kronenkappungen und damit reduzierter Windlast noch verkehrssicher gewesen sein könnte.
Eine der Hauptkritiken an VTA: Pauschal werden alle Bäume, selbst jahrhunderte alte Naturdenkmalbäume, ab Unterschreiten von 1/3 Restwanddicke zur Kronenkappung bzw. Fällung freigegeben. Häufig hätten diese Bäume, insbesondere solche Gattungen mit hohen Holzfestigkeiten, wie die Eiche, noch Jahrzehnte trotz Pilzbefall verkehrssicher weiterleben können.
Eine nach unserer Erfahrung verkehrssichere etwa 600 Jahre alte Eiche, die windgeschützt im Wald in Straßennähe stand, bereits gekappt war und noch etwa 20 cm Restwanddicke gesunden tragenden Holzes aufwies, wurde vor einigen Jahren im Kreis Dieburg aufgrund eines VTA-Gutachtens wegen angeblicher Bruchgefahr unnötig gefällt. Baumschützer hatten mit Ankettungsaktionen versucht, dies zu verhindern. jedoch aufgrund mangelnder Argumetationshilfen vergeblich. Wir hatten zu spät aus den Zeitungen davon erfahren. Dies ist -wie bereits erwähnt- nicht der einzige Fall einer unnötigen Baumfällung aufgrund mangelhafter Verkehrssicherheitsbeurteilung.
Ende letzten Jahres wurde in Friedberg/Hessen eine ganze Kastanienallee etwa 100-jähriger Bäume gefällt. Grundlage war das Gutachten eines bekannten Büros aus Lauf a.d. Pegnitz, das bekanntermaßen mit der VTA-Methode arbeitet. Obwohl wir das Gutachten nicht kennen, uns den Inhalt jedoch gut vorstellen können, wissen wir aus eigenen visuellen und meßtechnischen Untersuchungen derselben Bäume von 1996, daß sie noch verkehrssicher waren. Ich konnte die Fällungen trotz verschiedener Telefonate mit der Stadt und der UNB nicht mehr verhindern und habe an den gefällten Bäumen nur noch erneut deren Verkehrssicherheit feststellen können...
...Wir haben unsere letzten Bäume 1987 angebohrt. Seitdem arbeiten wir verletzungsfrei und nur noch mit wesentlich aussagekräftigeren Methoden. Unsere statikintegrierten Zugprüfungen zur Verkehrssicherheitsbeurteilung von Bäumen beruhen auf:
  1. Windlastermittlung und
  2. in Bezug dazu definierter Zugversuch bis etwa Windstärke 8.
Die Kraftmessung am Greifzug erfolgt mit einem Dynamometer, die Baumreaktionen hinsichtlich der Standsicherheit werden mit Neigungsmessern (Auflösung zwischen 1/100 und 1/1000 Grad) und hinsichtlich der Bruchsicherheit mit Dilatometern (Auflösung 1/1000 mm, Auswertung nach Hook´schem Gesetz) erfaßt...

From: thomas@biopilze.de
>...ab Unterschreiten von 1/3 Restwanddicke...
HIER: 2,5 - 3,5 cm bei Restdicke bei Durchmesser von ca. 1,5 m, zudem an einer Seite offen, d.h. kein 'Ringschluss' mehr...
>...Gutachten eines bekannten Bueros aus Lauf a.d. Pegnitz...
:-)

Und so sehen diese Zugversuche praktisch aus...:


Weitere Details bei Thomas u. Günter Sinn, Planungs- u. Sachverständigenbüro, Sudetenstr. 9, 61118 Bad Vilbel, Tel. +49 6101 7251, Fax +49 6101 6971












zuletzt gefunden:




Topographie Dorflinden, Dieter Wieland, 2001
-seit 2011 auch im Netz zu sehen-


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Deutschlands älteste Bäume (1/2) - Hundert Jahre und viel mehr


per Link zum Clip auf youtube

u. Teil 2: Deutschlands älteste Bäume (2/2) - Die Tausendjährigen





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Thomas Ziegler

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